Klimaentscheid Frankfurt, Rundschreiben 1 2022

03 / 2022

Gebäude der Zukunft - vom Energieverbraucher zum Energieerzeuger!

Gebäude der Zukunft - vom Energie-verbraucher zum Energie- erzeuger!

Laut dem kommunalen Energiesteckbrief des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain [1] lag der in Form von Gebäudewärme verbrauchte Endenergieverbrauch im Jahr 2017 bei 7.652 GWh/a. Bei einem Gesamt-Endenergieverbrauch von 24.356 GWh/a werden somit 31% der Endenergie in Frankfurt für Gebäudewärme benötigt. Die Klimaneutralität der Stadt Frankfurt kann folglich nur durch emissionsarme Gebäude erreicht werden. Hierbei favorisieren wir folgende zweistufige Strategie:

  1. Energiebedarf durch eine Verbesserung der Gebäudedämmung und einen optimierten Betrieb auf ein Minimum reduzieren
  2. Restlichen Energiebedarf durch erneuerbare Energiequellen erzeugen ⇒ weitere Einzelheiten hierzu in unserem Wärmewende-Artikel

Derzeit liegt die energetische Sanierungsquote in Frankfurt bei ca. 1%. Notwendig ist gemäß der von Fridays for Future Deutschland [2] in Auftrag gegebenen Studie beim  Wuppertal-Institut  eine Vervierfachung der Sanierungsquote auf 4% pro Jahr, damit die CO2-Emissionen der Gebäude um 2035 sich auf ein unter derzeitigen technischen Bedingungen Minimum reduzieren.

Die Strategien zur Ausweitung der Sanierungsquote sind abhängig vom Gebäudeeigentümer. Wir machen uns für folgendes Vorgehen in Frankfurt stark:

Private Gebäude

Der mit Abstand größte Teil der Immobilien in Frankfurt befindet sich in privater Hand. Rechtlich verbindliche Vorgaben hinsichtlich notwendiger energetischer Sanierungen können für Gebäude in privater Hand nicht auf kommunaler Ebene definiert werden. Dies obliegt dem Land, Einzelheiten werden in der Hessischen Bauordnung (HBO) geregelt. Die Stadt Frankfurt kann die Sanierungsquote von privaten Gebäuden nur durch Fördermittel und Beratungsleistungen attraktiver machen. Aktuell gibt es bereits für alle interessierten Bürger*innen eine kostenlose Energieberatung durch den Energiepunkt Frankfurt [3]. Zudem können durch das Frankfurter Programm zur Modernisierung des Wohnungsbestandes [4] unter gewissen Voraussetzungen Investitionen in die energetische Gebäudesanierung gefördert werden. Beide Angebote werden nach Rücksprache mit den zuständigen Stellen rege genutzt. Die Mittel für beide Leistungen müssen ausgeweitet werden und stärker beworben werden. Zudem fordern wir nicht nur eine kostenlose, sondern auch eine aktive Energieberatung, nach dem Vorbild der Haus-zu-Haus-Beratung in Offenbach [5]. Durch eine aktiv aufsuchende Energieberatung konnte in einigen Stadtteilen Offenbachs die Sanierungsquote verdoppelt werden.

Öffentliche Gebäude

Bei öffentlichen Gebäuden kann die Stadt direkt durch eine Aufstockung der personellen und finanziellen Mittel auf die Sanierungsquote einwirken. Entsprechende Mittel sind im Energiemanagement der Stadt zu platzieren. Das Energiemanagement der Stadt Frankfurt hat ein Tool zur Quantifizierung von möglichen Energieeinsparungen durch Gebäudesanierungsmaßnahmen erstellt. Anhand dieses “Energiewenderechners” [6] ergibt sich, dass die Stadt Frankfurt bei einer jährlichen Sanierungsrate von 2,9% und einem Anteil von 13% an bereits sanierten Gebäuden, jährlich ca. 125 Mio Euro über einen Zeitraum von 30 Jahren aufwenden müsste, um alle öffentlichen Gebäude auf den Standard des aktuellen Gebäudeenergiegesetzes (GEG)  zu bringen. Dadurch könnten jährlich 3.200.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Zum Vergleich: Das Heizkraftwerk West emittiert jährlich 900.000 Tonnen CO2 und ist damit der drittgrößte CO2-Emittent in Frankfurt.

Bauliche Vorgaben zur energetischen Ertüchtigung ihrer Gebäude hat das Amt für Bau und Immobilien in ihren Leitlinien für wirtschaftliches Bauen definiert [7]. Darin ist festgehalten, dass alle Neubauten und Sanierungen im Passivhaus-Standard auszuführen sind. Die Stadt hat sich diesen Leitlinien verpflichtet, entsprechend ist kein weiterer Handlungsbedarf hinsichtlich der Ausformulierung von baulichen Vorgaben für öffentliche Gebäude notwendig.

Darüber hinaus fordern wir, dass sich die Stadt Frankfurt für den breiten Einsatz von nachhaltigeren Baustoffen wie z.B. Holz oder Lehm und Dämmstoffen auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen stark macht. “Wenn wir einfach so weiter bauen würden wie bisher, wenn alle bereits geplanten Projekte noch mit Stahlbeton realisiert würden, dann würden wir damit schon 60% des verbleibenden Kohlenstoffbudgets für das 2°C-Ziel verbrauchen.“ –  so Prof. Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung [8]. Würden wir 90 % aller neuen Gebäude, inkl. Wolkenkratzern, mit Holz bauen und nur 10 % mit Stahlbeton, können wir 22 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in diesem Gebäuden speichern. In Deutschland wird in Kreuzberg das höchste Holzhochhaus gebaut. Fast 100 Meter hoch, mit Wohnungen, Gewerbe, Kita, Bäcker und Dachgarten [9]. Es ist atemberaubend was die Holzbauweise möglich macht. Diese Baustoffe sollten bei allen städtischen Neubauten in Frankfurt Verwendung finden!

Quellen:

1 Regionalverband FrankfurtRheinMain: Energiesteckbrief Frankfurt am Main 2017
2 Wuppertal-Institut: CO2-neutral bis 2035: Eckpunkte eines deutschen Beitrags zur Einhaltung der 1,5-°C-Grenze (Oktober 2020)
3 Energiepunkt Frankfurt: https://www.energiepunkt-frankfurt.de/
4 https://www.stadtplanungsamt-frankfurt.de/show.php?ID=9700&psid=d
5 https://www.offenbach.de/microsite/klimaschutzaktion/Klimaschutz/Energie/Energieberatung/Haus-zu-Haus-Beratung/Haus-zu-Haus-Beratung.php
6 https://energiemanagement.stadt-frankfurt.de/Service/Rechenprogramme/Rechenprogramme.htm
7 https://energiemanagement.stadt-frankfurt.de/Investive-Massnahmen/Leitlinien-wirtschaftliches-Bauen/Leitlinien-wirtschaftliches-Bauen.pdf
8 https://youtu.be/3ra5HD2NpbU
9 https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2021/01/hochhaus-holz-woho-berlin-kreuzberg-entwurf-sieger.html

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